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MM 30. Januar 2010

Am Wochenende ist Halbzeit für den Bürgermeister: Vor vier Jahren wurde er vereidigt, vier Jahre hat er noch

Höfer hat die nächste Wahl schon im Blick

Von Konstantin Groß

Derzeit befindet sich Hansjörg Höfer nicht in der Weinstadt; mit seinen Amtskollegen aus der Region ist er auf Bürgermeister-Tagung in Radolfzell. Vielleicht stößt er mit ihnen an. Denn an diesem Wochenende ist es genau vier Jahre her, dass er sein Amt antrat – Halbzeit der Periode.
Der Blick geht zurück an den Stabwechsel vor vier Jahren, der sich in zwei Etappen vollzieht. Am 31. Januar 2006 wird Peter Riehl verabschiedet. Es ist das Ende einer Ära,
und die Feier ist entsprechend. Der Ministerpräsident ist gekommen. Der Nachfolger ist an den Rand der Halle platziert – ein Fehler, wie Riehl inzwischen selbstkritisch einräumt. Als Günther Oettinger die Feier verlässt, fragt der „MP“ irritiert:
„Wo ist denn der Herr Höfer?“

Amtseinführung mit „Beatles“

Am Tag danach steigt Höfers Amtseinführung – eine, die es so im Landkreis noch nicht gegeben hat, wie Bodo Falk Hoffmann, Stellvertreter des Landrates, attestiert. Im brechend voll besetzten Ratssaal erklingen Beatles-Melodien. Ehrengäste und Bürger singen und klatschen zu „Hey, Jude“. Es herrscht Aufbruchsstimmung. Ja, Euphorie.
In seinem noch provisorischen Büro legt Höfer los. Den Mathaisemarkt verlängert er um einen Tag nach vorne, macht die Krönung der Weinkönigin zu einem eigenständigen Event – das traditionelle Schriesheim ist begeistert. Gleichzeitig befriedigt er seine Anhänger: eine Neugestaltung des Kriegerdenkmals, durch die der Opfer von Holocaust und Euthanasie namentlich gedacht wird – aber eben auch der im Felde Gefallenen. Weitergehende Initiativen in Sachen Vergangenheitsbewältigung wie die Einführung der „Stolpersteine“ blockt er ab.

Schlagzeilenträchtigstes Projekt ist das Rauchverbot in öffentlichen Räumen, das er durchsetzt. Große ökologische Initiativen bleiben aus. Der Beschluss zur Anschaffung einer Ölheizung in der Mehrzweckhalle Altenbach anstatt einer Pellets-Heizung gilt vielen Grünen mittlerweile als umweltpolitischer Sündenfall. Das traditionelle Milieu wird von Höfer bewusst gepflegt; bei Feuerwehr oder Schützen, bei denen Grünen-Stadträte zuvor nicht gerade als Stammgäste bekannt sind, fehlt er so gut wie nie. Höhepunkt ist 2009 ein Auftritt gemeinsam mit Riehl und CDU-Vormann Georg Wacker im Wahlwerbespot des CDU-Bundestagskandidaten Karl Lamers, der den Grünen der gesamten Region die Zornesröte ins Gesicht treibt.

Der Erfolg bleibt aus. Unentwegt beklagen die Fraktionschefs Paul Stang (CDU) und Heinz Kimmel (Freie Wähler) „mangelnde Professionalität“, kritisieren handwerkliche Fehler in Sachen Verwaltung. Ende letzten Jahres positioniert sich Höfer, als er seine erneute Kandidatur für die Bürgermeisterwahl im November 2013 ankündigt; bis dahin soll auf dem OEG-Gelände schon etwas zu sehen sein. Das Jahrhundert-Projekt bleibt Hauptaufgabe in Höfers zweiter Halbzeit.


Zur Person: Hansjörg Höfer
  • Geboren: 1956 / Schriesheimer.

  • Beruflicher Werdegang: 1974-77 Ausbildung zum Konditor; 1977-80 Tätigkeit in Viernheim, Schriesheim, Berlin; 1980-82 2. Bildungsweg in Berlin; 1982 Abitur; 1982 Gründung der Vollkornbäckerei „Mahlzahn“ Heidelberg; 1986 Bäckerfachschule Hannover mit Abschluss Meisterprüfung.
  • Politisches: 1984-2006 Stadtrat, seit 1. Februar 2006 Bürgermeister.
  • Familie: verheiratet, 2 Söhne.



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